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Waldwirtschaft

Südtirol ist ein klassisches Berggebiet, reich an Wäldern: dieses Gelände beeinflusst die Tätigkeiten, das Leben, die Wirtschaft und das Freizeitverhalten. Dabei spielen die Waldbestände eine ausschlaggebende Rolle.Südtirol zählt 339.270 Hektar (ha) Wald und zusätzlich 36.081ha andere bewaldete Flächen. Somit ist 51 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt, was nicht nur die Landschaft, sondern auch die Morphologie prägt. 58 % von Südtirols Waldbeständen (rund 197.000 ha) sind als Wald mit direkter Schutzfunktion – sogenanntem Standortsschutzwald, eingestuft.

Im Berggebiet ist die Aufrechterhaltung der Schutzfunktion der Wälder Grundvoraussetzung für alles menschliche Tun. Diese Flächen schützen den Boden vor Erosion. 24 % schützen Menschen und Infrastrukturen vor Erdrutschen, Lawinen und Überschwemmungen durch Wildbäche. Der Stellenwert dieser Schutzwirkungen und deren Erhalt kann nicht hoch genug eingestuft werden, wenn man sich die Folgen der Sturmereignisse der letzten Jahre vor Augen hält.

 
Forstpersonal
IDM Südtirol-Alto Adige/Helmuth Rier

Forstplanung und Waldbewirtschaftung

Das Personal der Landesforsten bewirtschaften die Wälder der Region nachhaltig und bringen die Interessen von Eigentümern und Allgemeinheit in Einklang. Ziel ist ein stabiler, naturnaher Wald durch regelmäßige Pflege und schonende Nutzung. Große Flächen mit über 100ha erhalten zehnjährige Behandlungspläne, kleinere werden in Waldkarteien erfasst. Technische Aspekte werden beim Holzeinschlag berücksichtigt, der Wasserabfluss darf beispielsweise nicht beeinträchtigt werden. Der Wald weist rund 300 Millionen Bäume auf, mit einem jährlichen Zuwachs von 2.000.689 Vorratsfestmetern (Vfm) – nachhaltig genutzt durch einen Hiebssatz von rund 810.000Vfm pro Jahr.

 
Besitzstruktur

Besitzverhältnisse und Altersstruktur

Die Südtiroler Forstwirtschaft ist sehr feinstrukturiert: Rund 23.300 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bewirtschaften meist kleine Flächen – 58 % besitzen unter 5 Hektar, 40 % sogar weniger als 2,5 Hektar. Nur wenige Betriebe verfügen über größere Waldareale. (S. Bild) Historisch bedingte Pflegerückstände führen heute zu einer Überalterung der Bestände. Fast 30 % der Wälder sind mit Altholz bestockt, während nur 5 % Jungwuchs oder Stangenholz aufweisen – ein Zeichen dafür, dass vermehrte Pflegemaßnahmen notwendig sind, um die Waldverjüngung zu fördern.



 
Objektschutzwald
IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle

Multifunktionalität, Chancen und Risiken für die Zukunft

In Südtirols Bergwäldern steht der Schutz vor Naturgefahren an oberster Stelle – noch vor wirtschaftlicher Nutzung. Die Waldbewirtschaftung muss dabei stets ein Gleichgewicht zwischen Ökologie, Gesellschaft und Wirtschaft wahren. Extreme Wetterereignisse und Schädlinge fordern den Sektor zunehmend heraus, während gleichzeitig das Verständnis für bewirtschaftete Flächen in der Stadtbevölkerung schwindet. Um die vielfältigen Funktionen des Waldes langfristig zu sichern, hat das Land Südtirol eine Waldagenda (hier zum Download) mit sieben Leitlinien als Grundlage für dieses Vorhaben verabschiedet:
1.    Unterstützung der forstlichen Betriebe
2.    Ein klimastabiler Wald für die Zukunft
3.    Förderung der biologischen Vielfalt
4.    Stärkung des Schutzwaldes
5.    Ausbau der Holznutzung
6.    Schutz von Wasser und Boden
7.    Dialog mit der Gesellschaft

 
Wegenetz
IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle

Holzbringung: Benötigte Infrastruktur

Mit Unterstützung von Landes- und EU-Mitteln wurde in Südtirol ein leistungsfähiges Wegenetz zur Waldbewirtschaftung aufgebaut – heute stehen über 14.000 km Forststraßen zur Verfügung. Je nach Gelände kommen unterschiedliche Holzbringungsverfahren zum Einsatz, am häufigsten mit Seilkran, Seilbodenzug oder Traktor. 2019 wurden erstmals großflächig Harvester und Forwarder verwendet – vor allem zur Aufarbeitung der Sturmschäden durch VAIA. Die früher gängige Handrückung spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle und wird in weniger als 1 % der Fälle eingesetzt.
 
PEFC Zertifizierung Holz Südtirol

PEFC und Green Public Procurement

PEFC ist das weltweit führende System zur Waldzertifizierung und steht für eine nachhaltige, ressourcenschonende Waldbewirtschaftung. Auch in Südtirol können Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer das PEFC-Logo beantragen, um ihr Holz als zertifiziert vermarkten zu dürfen. Das Logo mit individueller Nummer gewährleistet Rückverfolgbarkeit und Herkunftssicherheit. Zuständig für die Antragstellung ist der Südtiroler Bauernbund. Zusätzlich fördert die Autonome Provinz Bozen das Green Public Procurement – eine Maßnahme, bei der öffentliche Aufträge bevorzugt an Anbieter mit zertifizierten Holzprodukten vergeben werden.
 
Literaturverzeichnis
IDM Südtirol-Alto Adige/Alex Moling

Weiterführende Literatur

Provinz Bozen - Forstdienst Homepage Forstdienst
Waldagenda 2030 Waldagenda Download
Agrar- und Forstbericht 2023 Agrar- und Forstbericht 2023 Download
Waldtypisierung Südtirol Waldtypisierung Download
Wertschöpfung der Wald- und Holzwirtschaft Wertschöpfung_in_Südtirol
SBB PEFC Zertifizierung SBB PEFC Informationsplattform
EUDR Infoseite Europäische Union EUDR
Timber Construction Europe TCE
Südtiroler Energieverband SEV